Das Women’s Brain Project steht für die Förderung und Erforschung von Gender- und Sex-Unterschieden bei psychischen Erkrankungen und versteht sich als Schlüssel zur Präzisionsmedizin.
Das Women’s Brain Project (WBP) ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in der Schweiz, die sich auf die Gender- und Sex-Determinanten bei Gehirnerkrankungen sowie dem Thema psychische Gesundheit verschrieben hat und sich als Schlüssel zur Präzisionsmedizin versteht.
Das 2016 gegründete WBP wird in erster Linie von einem Pro-Bono-Team von Experten aus verschiedenen Disziplinen getragen: Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger, Technologieexperten, Patienten und Pflegepersonal bilden die fachliche Basis.
Das WBP befürwortet und betreibt Forschung zu geschlechtsspezifischer Präzisionsmedizin mit der klaren Zielsetzung, das Stigma, das den Themen Gehirnerkrankungen und psychische Gesundheit anhaftet,
aufzubrechen und das Thema in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu rücken.
Mit seinem Engagement möchte das WBP aber auch einen Beitrag zu den Zielen der Vereinten Nationen, den sogenannten «Sustainable Development Goals», leisten.
Die wichtigste jährliche Veranstaltung der Organisation ist das Internationale Forum zum Thema «Women’s Brain and Mental Health» (2020: 19. und 29. September), bei dem Experten aus der ganzen Welt sowie ein breites, interessiertes Publikum zusammenkommen, um unter anderem Themen wie Migräne, Alzheimer oder neue Technologien zu diskutieren.
Das WBP hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Themen beständig weiter zu entwickeln und zu erforschen. Die jüngste Publikation des WBP ist ein bahnbrechendes Paper zum Thema Gender- und Sex- Unterschiede sowie Vorurteile in Bezug auf die KI (Künstliche Intelligenz) beim Thema Biomedizin und Gesundheitsfürsorge; ein Buch zu diesem Thema, das gemeinsam mit Experten auf diesem Gebiet (z.B. Microsoft) verfasst wurde, soll folgen. Während der Pandemie organisierte das WBP kostenlose Webinare zum Thema Gender- und Sex-Unterschiede bei COVID-19 und wie sich die Isolation auf Kinder auswirkt.
Das WBP ist stolz darauf, Biogen, Eli Lilly und Roche zu seinen ersten drei Unternehmensmitgliedern zu zählen. Im vergangenen Jahr hat die Organisation ihre Arbeit auf Projekte ausgeweitet, die die Auswirkungen von Gender- und Sex-Daten Dritter analysiert. Darüber hinaus ist das WBP als wissenschaftlicher Berater für renommierte akademische Institutionen wie das Brigham Women’s Hospital der Universität Harvard sowie Women’s Health Access Matters (WHAM) tätig.
Die Kampagne «Be Brain Powerful Switzerland
Die Kampagne Be Brain Powerful Switzerland ist eine Initiative des Women’s Brain Project in Zusammenarbeit mit der Global Alliance on Women’s Brain Health und USAgainstAlzheimer, die auf unserem virtuellen internationalen Forum vom 19. bis 20. September 2020 gelaunched wird.
Die Initiative hat zwei Hauptmerkmale: einen «Brain Trust», der sich aus einflussreichen Frauen zusammensetzt, die sich für das Thema Gehirngesundheit einsetzen, und eine «30-tägige Brain Health Challenge». Die Challenge stellt sechs Säulen der Gehirngesundheit in den Fokus, die von der Cleveland Clinic identifiziert und durch Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation bekräftigt wurden, sowie die Lobbyarbeit als siebte Säule.
Der Brain Trust wird von Andrea Pfeifer, CEO von AC Immune, in Zusammenarbeit mit der WBP-Ehrenpräsidentin Mara Hank Moret geleitet. WBP freut sich darauf, die Liste der Brain Trust-Mitglieder beim Launch der Kampagne Be Brain Powerful Switzerland bekannt zu geben.
SWONET: Was fasziniert und inspiriert Sie an Ihrer Arbeit mit dem Women’s Brain Project?
Annemarie Schumacher-Dimech: Der Ausgangspunkt des WBP war die Leidenschaft für meine Arbeit, persönliche Erfahrungen und die Motivation, Dinge zum Besseren zu verändern. Ich erinnere mich, dass ich mich fragte, warum Frauen bei meiner Forschungsarbeit bei bestimmten psychischen Störungen tendenziell überrepräsentiert sind. Im Austausch mit Kolleginnen, die Mitbegründerinnen des WBP wurden, habe ich die Chance gesehen, Veränderungen anzustossen.
2016 begannen – Dr. Antonella Santuccione Chadha, Gautam Maitra, Dr. Maria Teresa Ferretti und ich – eine Idee zu entwickeln, die uns sehr am Herzen lag. Dies wurde durch Diskussionen mit verschiedenen Experten, die sich für die Förderung von Gender- und Sex spezifischer Wissenschaft interessierten, vorangetrieben. Wenn ich zurückblicke, bin ich erstaunt, wie dieser Traum in so kurzer Zeit «Gestalt annahm und in die Tat umgesetzt wurde!“
Die unglaubliche Teamarbeit – wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Teammitglieder pro bono arbeitet und die in vier Jahren erzielten Ergebnisse – inspirieren mich, diesen Weg weiter zu verfolgen. Die Mitglieder des WBP-Teams sind für mich eine Quelle der Inspiration. Ich geniesse nicht nur den wissenschaftlichen Austausch, sondern auch die Chance, Einfluss auf die Gesundheitsversorgung künftiger Generationen nehmen zu können. Wenn ich über das WBP spreche, teilen mir viele Freunde und Kollegen ihre persönlichen Geschichten mit, die die Notwendigkeit und Bedeutung unserer Arbeit bestätigen.
SWONET: Wie beurteilen Sie den Begriff «Karriere» nach der Ausbildung und wie sehen Sie «Karriere» heute?
Annemarie Schumacher-Dimech: Ich denke, das Verständnis von «Karriere» verändert sich im Laufe unseres Lebens. Am Anfang ging es mir mehr darum, in bestimmten Aufgaben erfolgreich zu sein, um mich in meiner Disziplin zu etablieren. Heute basiert mein Verständnis von «Karriere» auf höheren Zielen, die sich über meine berufliche Rolle und meine familiären Verpflichtungen erstrecken und, indem ich jüngere Kollegen betreue sowie mein Fachwissen auf ein wichtiges, unerfülltes gesellschaftliches Bedürfnis ausrichte. Das WBP ist die perfekte Plattform, um diese Karriereziele voranzutreiben.
Welchen Rat können Sie jungen weiblichen Berufseinsteigern oder -gründerinnen geben?
Annemarie Schumacher-Dimech: Man muss es wagen, grosse Träume zu haben!
Eine neue Organisation zu gründen ist nicht einfach, und mein Rat ist, dass es etwas sein muss, das man Herzblut tut und sich leidenschaftlich dafür einsertzt. Der feste Glaube an das eigene Ziel hilft einem dabei, die erste Hürde zu überwinden und andere zu motivieren, mitzumachen.
Es ist wichtig, von hochkompetenten Menschen umgeben zu sein. Ein starkes und motiviertes Team, und geballtes Fachwissen für ein derartiges Vorhaben wie das unsrige, ist für einen erfolgreichen Start und die weitere Entwicklung von entscheidender Bedeutung.
Ich würde jungen Frauen raten, Mentorinnen zu finden, die einen Rahmen bieten, in dem man Ideen austauschen, die nächsten Schritte professionell planen kann und der Zugang zu fachlichem Input bietet. Sich mit den richtigen Leuten zu umgeben, die bereit sind, einen zu ermutigen und zu unterstützen, einen aber auch gedanklich herauszufordern, ist der Schlüssel, um weit zu kommen.
SWONET: Wie beginnen Sie den Tag?
Annemarie Schumacher-Dimech: Normalerweise beginne ich den Tag mit einer Tasse Kaffee, während der Rest der Familie noch schläft. Ich nutze diese Zeit auch, um meinen Tag und meine Aufgaben geistig durchzugehen. Das hilft mir, mich zu konzentrieren und Energie zu tanken, bevor der Rest der Familie aufwacht. Dann kommt der weniger «sexy» Teil des Tages: das Mittagessen vorbereiten, dafür sorgen, dass die Kinder pünktlich aus dem Haus kommen und sicherstellen, dass auch ich pünktlich zur Arbeit komme – die Herausforderungen, die eine berufstätige Mutter jeden Tag aufs neue begleiten!