4 Fragen an Clivia Koch Pohl – Präsidentin Wirtschaftsfrauen Schweiz

Clivia Koch

Das sich Clivia Koch so intensiv für Frauen in der Wirtschaft einsetzt, hat auch mit ihrer ganz persönlichen Erfahrung zu tun.

Unternehmertum, Führung und Innovation begleiten sie seit ihrer Kindheit.

Als älteste Tochter von 4 Mädchen wuchs ich in einer Unternehmer-Familie auf.

Schon ihre beiden Grossmütter und dann ihre Mutter waren berufstätig und gleichberechtigte Partnerinnen in den jeweiligen Unternehmen.

Doch das Baugeschäft an die Tochter weiterzugeben war für ihren Vater undenkbar.

Da auch kein passender Schwiegersohn in Sicht war, verkaufte der Vater.

Clivia Koch hat dann auf einem anderen Weg den Zugang in eine Männerdomäne gefunden. Ihr Faible für Zahlen und Technik führte sie in die Versicherungs- und Finanzbranche. Ihre erste Führungsposition durfte sie auf Drängen ihrer männlichen Kollegen nur interimsmässig antreten. Es hiess, sie müsse sich halt erst bewähren.

So sind ihr auf dem beruflichen Weg viele kuriose Dinge passiert: Der Verwaltungsratspräsidenten, der sich darüber aufregen konnte, dass sie Stöckelschuhe trägt. Die Mitstreiterinnen, die tuschelten, sie hätte eine wohl sehr enge persönliche Beziehung zu ihrem Vorgesetzten. Oder sie sass an einem Business-Anlass an einem VIP-Tisch mit vielen erfolgreichen Männern und es dauerte mindestens 20 Minuten, bis sie überhaupt von einem der Herren angesprochen wurde. Der Betreffende fragte sie dann ganz interessiert, mit wem von den Herren sie da sei.

Na ja, sie leitete damals als CEO eine der grössten Pensionskassen der Schweiz und diese verwaltete CHF 8 Mrd. Zu ihrem Erstaunen löste das einige Aufmerksamkeit bei den Männern und der Presse aus. So wurde sie in Women in Business unter den einflussreichsten Frauen aufgeführt. Von der Handelszeitung porträtiert. Die Storys über sie hatten in ihren Augen eher den Charakter von Homestorys. Ihr Name wurde allerdings nicht erwähnt, als die von ihr geführte Pensionskasse im Rating auf Platz 3 zu finden war.

Sie ist vertraut mit der strategischen Führungsarbeit in Gremien und Ausschüssen. Im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit hat sich Clivia Koch intensiv mit den Themen Leadership, Change und Organisationsentwicklung auseinandergesetzt. Sie bekam zweimal die Aufgabe eine Firma aus der Krise resp. den roten Zahlen zu führen.

Als Gründerin und Unternehmensberaterin des Kompetenz-Zentrums für Leadership & Organisation berät sie Unternehmen und Führungskräfte.

Ihre Erfolgsrezepte: Man muss die Arbeit gerne machen und speziell in der Führung muss man Menschen mögen. Sich den Komplexitäten bewusst sein und diese zu einfachen Lösungen führen. Durchhaltewillen und Biss sind in ihren Augen weitere gut Voraussetzungen. Sie glaubt nicht, dass man Resilienz in einem Kurs erarbeiten kann, sondern durch Verlassen der Komfortzone, Grenzen erweitern und im Üben von neuen Kompetenzen.

Clivia Koch-Pohl

 

Ich engagiere mich für die Wirtschaftsfrauen Schweiz weil:

Wir sind ein Netzwerk von Frauen, die mit beiden Beinen im Berufs-Leben stehen, sich austauschen und Verantwortung übernehmen. Wir suchen aktiv den Dialog mit der Wirtschaft und vermitteln Wissen. Wir fördern Erkenntnisse in den Köpfen von Männern, Frauen und Wirtschaftsträgern und –Trägerinnen. 

WirtschaftsfrauenSchweiz


 

SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Clivia Koch: Frauen schöpfen ihr Potential an Fachwissen und Themenvielfalt bei Weitem nicht aus. Klischees (werden in unserer Konsumgesellschaft sogar gefördert) und mangelndes Vertrauen und Anpassung verhindern, dass sie ihre Komfortzone verlassen. Ich  möchte Frauen mit meinem Beratungsunternehmen und mit meinem Engagement bei den Wirtschaftsfrauen Schweiz dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen. 

 

SWONET: Wie hast Du den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie siehst Du Karriere heute?

Clivia Koch: Der Austausch mit Andersdenkenden war schon immer zentral für mich und mein persönliches und berufliches Weiterkommen. In der Schweiz sind wir privilegiert. Unser Bildungssystem ist durchlässig und im Grunde tun sich immer wieder Chancen auf – auch ist einem einmal etwas nicht gelungen. Dafür bin ich dankbar und dass ich Menschen diese Chancen aufzeigen kann, wenn sie mal anstehen. Karriere bedeutet heute für mich die  Flexibilität zu haben, mich und mein Umfeld und den Arbeitsmarkt, immer wieder zu hinterfragen und neu zu positionieren.

 

SWONET: Welchen Tipp kannst du Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen geben

Clivia Koch: An der Aufgabe interessiert sein, die Arbeit lieben und Verantwortung übernehmen. Üben, indem man neue Herausforderungen annimmt und so die Grenzen erweitert. Das stärkt das Selbstvertrauen. Es gibt nur eines, das auf die Dauer teurer ist als die Veränderung, das Verharren in einer ungeliebten Situation.

 

 

 

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