4 Fragen an Katja Rieger – Founder, Xponential GmbH

on stage

Unterschiede machen uns stark!

Wenn ich mir mein Leben anschaue, dann ist es geprägt von Neugier und Wertschätzung von „Vielfalt“

Mein grösstes Ziel in meiner frühen Karriere war ins Ausland zu gehen.

Was die Arbeit war, war nicht so wichtig, Status oder Geld noch weniger.

Und mit diesem Fokus schaffte ich es nach Singapur, Indien, Australien und in die USA entsandt zu werden.

Und ich liebte die kulturellen Unterschiede, andere Arten zu leben, zu arbeiten und zu führen – und natürlich das Essen.

Kulturelle Diversität war „mein Ding“. Frauenrechte, damals noch nicht so sehr. Denn meine Karriere ging steil nach oben und ich fühlte keine Nachteile.

Bis ich in der Karriere da ankam, wo es knapp wurde mit Beförderungen.

Plötzlich merkte ich, ja es gibt Vorurteile, vor allem unbewusste Vorurteile und systemische Barrieren. Das machte mich zur Diversity Advokatin, ich mentorte jüngere Frauen und sprach mich für mehr Chancengleichheit aus. Dies beinhaltete auch die Fairness für LGBTQ+, denn ich hatte immer schon Freunde, die homosexuell waren, was es persönlich machte, z.B. die wunderbare Inga Beale, die viel zu lange das Gefühl hatte ihr Privatleben „diskret“ behandeln zu müssen, weil es sonst schlecht für die Karriere wäre.

So wuchs mein Interesse an Diversität – und die verschiedenen Formen standen nie im Wettbewerb, denn Unterschiede, egal welcher Art, sind interessant und schön, aber keine Barrieren, wenn man sie unserer gemeinsamen Menschlichkeit gegenüberstellt. Und Inklusion für mich ist wie wir einander respektvoll und wertschätzend behandeln.

Zurzeit engagiere ich mich stark für Neurodiversität. Hier geht es um die Unterschiede, wie unser Gehirn funktioniert, um unterschiedliche kognitive Prozesse z.B. von Menschen mit Autismus, ADHS, Dyslexie etc. Und um die Erkenntnis, dass diese Unterschiede evolutionär getrieben und vorteilhaft für die Menschheit sind. Auch hier ist der Auslöser sehr persönlich. Mein Sohn ist dyslexic. Er ist sehr intelligent (sagt das nicht jede Mutter, in unserem Fall wurde es auch von der Schulpsychologin bestätigt) aber in der ersten Klasse fiel auf, dass er nicht so schnell lesen lernte wie die anderen Kinder. Dies führte leider zu Bullying, das wir Menschen und auch Kinder so gerne tun, wenn wir Fremdem begegnen. Leider trafen wir auch auf Unwissen und Unverständnis, auch manchmal bei den Lehrern. Denn Legasthenie / Dyslexia ist nicht einfach nur eine Lese/Schreibschwäche. Es ist eine andere Art die Welt zu sehen – wie viele der neurodiversen Formen. Und dieses Anderssein kommt mit Vorteilen und Fähigkeiten, nicht nur Schwächen.

Mit meiner Arbeit schaffe ich Verständnis und Wertschätzung für „Vielfalt“ und ermutige und trainiere, die Verhaltensweisen zu entdecken, die es für uns alle sicher und angenehm machen in die Schule zu gehen und zu arbeiten. Und ich rufe uns alle auf sich Bullies entgegenzustellen. Ob es der schlechte Scherz im Büro ist, eine Person kleinzumachen, sie nicht anzuhören, oder jemanden im Zug beizustehen, wenn er oder sie angegriffen wird.

So wurde meine Arbeit zu meinem Sinn und ich freue mich jeden Tag aufs Neue.

xponential.cc


Was begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Katja Rieger: Mit meiner Arbeit helfe ich Menschen besser zu führen und positiven Einfluss zu nehmen. Wir alle können führen, egal ob wir hierarchische Macht haben. Wir können alle unsere Ideen teilen, andere für unsere Visionen begeistern, Probleme, die wir sehen ansprechen und helfen sie zu lösen. Und um dies zu ermöglichen, gebe ich Trainings, um die Fähigkeiten dazu zu lernen, und mache Mut es zu probieren.

Es gibt so viele Probleme, die wir lösen müssen, und soviel Potential, das wir erreichen können. Das wunderbare ist, dass wir es schaffen können. Wir haben die Ideen und die Fähigkeiten. Was manchmal noch fehlt ist der Mut zum persönlichen Risiko und die Zusammenarbeit.

 

Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?

Katja Rieger: Ich habe immer die Arbeit gesucht, die mich interessiert. Als ich jung in meiner Karriere war, wollte ich nur ins Ausland. und Sie schicken mich nach Singapur. Karriere war mir egal Status brauchte ich nicht. Aber wenn man etwas macht, das Freude macht, dann ist man erfolgreich und die Beförderung folgt.

Heute sehe ich Erfolg und Karriere ein wenig nuancierter. Was gleichgeblieben ist: tue was Freude macht. Was mir aber heute Freude macht und für mich der grösste Erfolg ist, ist Menschen zu helfen und einen Unterschied zu machen.

Das Schöne am Älterwerden ist, man wird unabhängiger von anderen Meinungen, man weiss, nur die eigene Sicht zählt, was Erfolg betrifft. Und das gibt ungeheure Freiheit.

 

Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen?

Katja Rieger: Findet, was euch begeistert. Was Euch begeistert kann sich ändern im Laufe der Jahre, dann ändert etwas. Man kann sich jederzeit neu erfinden. Und wenn ihr gefunden habt, was Euch begeistert, dann sucht euch eine Community, Menschen, die euch unterstützen, die gemeinsam mit euch arbeiten, grosse Ziele zu erreichen. Und vergesst Konkurrenz. Es gibt genug zu tun, zusammen erreicht man immer mehr.

 

Wie beginnst Du Deinen Tag?

Katja Rieger: Mit Dankbarkeit. Meistens kitzelt die Sonne mich wach, denn mein Fenster ist auf und ich blicke auf den See. Die Schönheit unserer Natur macht mich immer wieder demütig. Und dann darf ich meinen Sohn aufwecken. Und obwohl er ein Teenager ist, wenn er schläft, dann ist er wieder mein Kleiner und mein Herz wird ganz gross.

 

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