4 Fragen an Prof. Dr. Sarah M. Springman – Rektorin ETH Zürich

SaraSP

Nach dem Studium der Ingenieurwissenschaften und später Bodenmechanik in Cambridge (GB) habe ich in die Industrie gewechselt und während fünf Jahren als Ingenieurin an verschiedenen geotechnischen Projekten in England, auf Fidschi und in Australien gearbeitet. Danach bin ich nach Cambridge zurückgekehrt, habe promoviert und meine akademische Laufbahn als Forscherin und Dozentin fortgesetzt.

1997 wurde ich als ordentliche Professorin ans Institut für Geotechnik der ETH Zürich berufen.

2015 wurde ich zur Rektorin der ETH Zürich ernannt und bin damit für alle Belange der Lehre an der ETH verantwortlich.

Mein Forschungsinteresse gilt der Interaktion zwischen Boden und Bauwerken sowie den geotechnischen Aspekten von Naturgefahren, insbesondere bei Rutschungen und schmelzendem Permafrost. Mit Unterstützung von geotechnischen Modellen habe ich an Lösungen gearbeitet, die den Entwurf von Bauwerken verbessern.

Im Laufe meiner Karriere habe ich gut zwei Dutzend Doktorierende bei der Promotion betreut und viele junge Frauen für ein Ingenieurstudium begeistert.

Prof. Dr. Sarah M. Springmann


SWONET: Was fasziniert und begeistert Sie an Ihrer Arbeit?
Sarah Springman:
An der ETH wirken unglaublich viele Talente, auf allen Stufen – von meinen Kolleginnen und Kollegen bis hin zu den Studierenden. Schon allein dies ist enorm inspirierend.

Als Professorin hat mich immer die Freiheit begeistert, neue Wege zu gehen, neues Wissen zu generieren und dabei meiner eigenen Neugier zu folgen. Gleichzeitig am Fortschritt unserer Gesellschaft und an der Ausbildung der nächsten Generation arbeiten zu können, ist unheimlich befriedigend.

In meiner Funktion als Rektorin bin ich für das Studium und die Lehre an der ETH verantwortlich. Auch hier kann ich viel Kraft aus dem Drive der Dozierenden und Assistierenden schöpfen, die sich enorm für die Ausbildung künftiger Fachleute einsetzen. Gleichzeitig muss ich Chancen und Herausforderungen antizipieren – gerade in der jetzigen ausserordentlichen Situation – und dafür sorgen, dass diese rasch und erfolgreich angegangen werden. Dass ich dabei auch auf die vielfältigen Talente und den Elan der ETH-Mitarbeitenden zählen darf, ist ein grosses Glück.

 

SWONET: Wie haben Sie den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie sehen Sie Karriere heute?

Sarah Springman: Ich denke nicht, dass es ein Ziel sein sollte «Karriere zu machen». Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Man muss sich inhaltliche Ziele setzen, wie z.B. «ich will etwas gestalten und zum Guten verändern». Dann folgt harte Arbeit. Man muss seine Arbeit mit Ausdauer und Elan ausfüllen und sich die richtigen Zwischenziele setzen. Das sind solche, die man erreichen will und kann. Auf diese Erfolge gilt es aufzubauen. So ergeben sich in der Regel auch Chancen, die es letztlich erlauben, «Karriere zu machen».

«Karriere machen» klingt für mich ausserdem sehr selbstbezogen. Karriere ergibt sich auch aus dem Engagement für andere. Und hier in der Schweiz ist das Prinzip des Milizsystems sehr ausgeprägt und verankert. Dieses gilt es zu bewahren und zu pflegen. Ohne mein Engagement für andere und die dabei gewonnenen Erfahrungen – sei dies im Sport, an der Akademie oder im Alltag – wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Zumindest sehe ich das heute rückblickend so.

 

SWONET: Welchen Tipp geben Sie Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?
Sarah Springman: Setzen Sie Ziele, die herausfordernd sind. Arbeiten Sie hart darauf hin, und feiern Sie Ihre Erfolge. Achten Sie auf Ausgleich. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich zu vernetzen, und – wie ich dies in meinem Departement regelmässig den angehenden Bauingenieurinnen rate – stossen Sie vor in Männer-Netzwerke! Wenn Ihnen bei einer Beförderung oder einem Richtungswechsel Zweifel kommen oder es an Selbstbewusstsein fehlt, prüfen Sie die Möglichkeiten genau und verlassen Sie die Komfortzone. Solche «Crossroads» bieten viele Chancen, und es kann sich als «Life-changing» erweisen.

 

SWONET: Wie starten Sie in den Tag?

Sarah Springman: Am liebsten frühmorgens rudernd auf dem Zürichsee.

 

 

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