4 Fragen an Rebecca Kull – COO und Inhaberin HRS Real Estate AG

Kull

Mich haben schon in meiner Kindheit historische Bauten fasziniert.

Ich erinnere mich gut, wie ich als Mädchen in einer Kathedrale sass und mich fragte, wie da wohl der letzte Ziegel eingesetzt wurde.

So entschloss ich mich nach dem humanistischen Gymnasium für ein Architekturstudium an der ETH Zürich.

Es sprach mich vom generalistischen Ansatz her sehr an, und ich war begeistert, in wie viele Bereiche ich dort hineinsehen konnte:

von Soziologie bis hin zur IT (und damals sprach noch kein Mensch von Digitalisierung und agilen Organisationen).

Zudem förderte das Studium Disziplin und Präzision.

Nach dem Studium arbeitete ich bei verschiedenen Architekturbüros, war Bauleiterin und landete dann als Projektleiterin bei einer Total- und Generalunternehmung in der Projektentwicklung. Nach ein paar Jahren in dieser Funktion wechselte ich als Projektleiterin in die Ausführung. Es gefiel mir, mit den Gummistiefeln in die Baugrube zu steigen und täglich auf dem Bau erleben zu können, wie die Baute sich entwickelte. Ich profitiere bis heute davon, denn das gibt mir in vielen Bereichen gegenüber meinem Gegenüber die nötige Glaubwürdigkeit.

Seit gut zehn Jahren bin ich COO und zusammen mit Martin Kull Inhaberin von HRS Real Estate AG, einer führenden nationalen Immobiliendienstleisterin mit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bei mir laufen sämtliche operativen Prozesse zusammen und ich bin verantwortlich für Human Resources, Baukostenplanung und die Bauführung unserer zahlreichen Projekte in der ganzen Schweiz.

hrs.ch


SWONET: Was fasziniert und begeistert Sie an Ihrer Arbeit?
Rebecca Kull:
Neben der Technik, solider Handwerkskunst und stringentem Management begeistert mich die Zusammenarbeit mit den vielen Menschen aus unterschiedlichen Branchen, Schichten, Sprachregionen und Ethnien. Zudem ist ein Bauprojekt nie «copy-paste»: Für technisch und designmässig bessere Lösungen braucht es ständige Innovation. Und Voraussetzung für diese ständige Innovation ist der Zyklus des Dauerlernens. Man kann sagen, mir gefällt in meinem Job, dass ich nie fertig bin und unser Schaffen oft Generationen prägt! So ist die Realisation von Grossprojekten wie «The Circle» im Zürcher Flughafen oder ein neues von langer Hand geplantes Stadion unendlich vielfältig und hochkomplex – zwischenzeitlich nervenaufreibend, aber auch sehr erfüllend.

 

SWONET: Wie haben Sie den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie sehen Sie Karriere heute?
Rebecca Kull:
Für mich war schon sehr früh klar, dass ich am Schluss zuoberst sein will. «Mach eine Top-Ausbildung und wenn du danach ehrgeizig und fleissig bist, dann…» So habe ich später instinktiv gehandelt und während der Ausbildung und im Job auf vieles verzichtet. Mir war klar, dass ich «unten durch» muss, um später nach oben zu kommen. Aber Fleiss, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft sind noch lange kein Garant für eine erfolgreiche Karriere, wenn die Leidenschaft für den Beruf fehlt. Ohne sie kann man seine Karriere planen, soviel man will – die Berufstätigkeit muss ein wichtiger Teil des Lebenswegs sein.

 

SWONET: Welchen Tipp geben Sie Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?
Rebecca Kull:
Tip 1: Versuche, trotz Rückschlägen nie die Freude und Leidenschaft an der Arbeit zu verlieren.
Tip 2. Hab den Mut, eine grosse Chance wahrzunehmen, wenn sie sich dir bietet. Zu Letzterem kann ich nicht genug ermuntern. Wenn die Ausbildung einmal abgeschlossen ist, lässt sich nur sehr beschränkt planen, was auf einen zukommt. Aber wenn man sich voll hineingibt, mit Ehrgeiz, Fleiss und Geduld dabei bleibt, wird die Gelegenheit kommen. Die Chance, Verantwortung zu übernehmen, sollte man packen – selbst wenn es aussieht, als sei der neue Job eine Schuhnummer zu gross. Männer zögern da weniger…

 

SWONET:Wie starten Sie in den Tag?

Rebecca Kull: Mit einem Ginger Shot und einem schwarzen Kaffee auf leeren Magen, meistens zu relativ früher Stunde. Morgenstund hat wirklich Gold im Mund.

 

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