Sabine Neuhaus ist Rechtsanwältin und arbeitet seit zwei Jahren als Foreign Associate im Shanghaier Büro von Kellerhals Carrard, einer der grössten und traditionsreichsten Schweizer Anwaltskanzleien.
Sie hat an der Universität Zürich (BLaw, MLaw) und der University of Hong Kong (LL.M.) Rechtswissenschaften studiert, nachdem sie ein Bachelorstudium in klassischem Klavier an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen hatte.
Ihre Position in Shanghai erlaubt es ihr, ihr Wissen über China und dessen Geschäftskultur zu erweitern und ihr mittlerweile fliessendes Mandarin weiter zu professionalisieren.
Sie gibt regelmässig Vorträge an Konferenzen.
Vor ihrer jetzigen Stelle hat Frau Neuhaus in führenden Schweizer Anwaltskanzleien sowie einer Schweizer Grossbank gearbeitet.
Sabine Neuhaus engagiert sich in verschiedenen Organisationen ehrenamtlich: Seit 2019 ist sie im Vorstand der Swiss Chinese Chamber of Commerce in Shanghai und seit mehreren Jahren Vizepräsidentin der Moot Alumni Association sowie Schiedsrichterin am weltweit grössten internationalen Wettbewerb für Jura-Studenten, dem Vis Moot Court.
SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?
Sabine Neuhaus: Das faszinierende am Anwaltsberuf ist die Arbeit an komplexen Fällen und Fragestellungen sowie unseren Klienten dabei zu helfen, Verträge zu verhandeln, erfolgreich Transaktionen abzuschliessen oder Streitigkeiten beizulegen. Der Anwaltsberuf ist vielfältig und erfordert je nach Kanzlei und Position auch unternehmerisches Denken und Können sowie den Willen, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Es begeistert mich, für Klienten kreative Lösungen zu finden und Risiken zu beurteilen, damit diese sich um ihr Tagesgeschäft kümmern können. Meine Praxis ist nahe am Wirtschaftsgeschehen und erlaubt mir deshalb, verschiedene Industrien und spannende Persönlichkeiten kennenzulernen.
SWONET: Wie hast Du den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie siehst Du Karriere heute?
Sabine Neuhaus: Nach der Ausbildung habe ich den Begriff Karriere als etwas Geradliniges wahrgenommen, das eng mit einem Unternehmen verbunden ist. In meinem wachsenden Netzwerk stelle ich jedoch fest, dass viele Karrieren nicht mehr denjenigen meiner Elterngeneration gleichen, die sich 30 Jahre bei einem Unternehmen kontinuierlich hochgearbeitet haben. Mit einer top Ausbildung, einem gut gefüllten Rucksack mit Arbeits- und Auslandserfahrung sowie Einsatzwillen und Kreativität hat man die Wahl, seine Karriere zu einem späteren Zeitpunkt neu auszurichten.
SWONET: Welchen Tipp kannst Du Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen geben?
Sabine Neuhaus: Neugierde, Durchhaltevermögen, bei Mentoren in seinem angestammten oder erträumten Berufsfeld Rat/Feedback suchen und Chancen packen, wenn sie sich ergeben: Dies sind aus meiner Sicht Faktoren, die langfristig zu einer spannenden, herausfordernden und bereichernden Karriere führen. Auch plädiere ich dafür, seinem eigenen Instinkt zu vertrauen und den Weg zu gehen, für den man eine Leidenschaft hat, auch wenn dies aus Sicht von Berufskollegen nicht der «klassische» Weg ist. Nur dann wird man langfristig erfolgreich sein in dem, was man tut!
Schliesslich empfehle ich Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen, früh mit dem Aufbau eines Netzwerks anzufangen. Dies hat vielleicht nicht sofort einen ersichtlichen Nutzen, aber wird langfristig Türen öffnen und ist für mich persönlich etwas sehr Bereicherndes.
SWONET: Wie startest Du in den Tag?
Sabine Neuhaus: Ich mache oft Sport am Morgen und nehme mir Zeit für ein Frühstück zu Hause. Dazu lese ich die NZZ online, um über das Geschehen zu Hause informiert zu bleiben.