Femdat Newsletter November 2023
Editorial: Dankbarkeit & Undankbarkeit
Am Freitag, 3. November 2023 erhielt ich vom Aargauer Katholischen Frauenbund im Stapferhaus Lenzburg den AKF Frauenpreis 2023. Als Auszeichnung für mein Engagement der letzten 15 Jahre beim Aufbau der Stiftung SWONET – Swiss Women Network.
Es ist eine sehr grosse Wertschätzung, die mich, als ich den Brief mit der Information erhielt, mit ebenso grosser Dankbarkeit erfüllte. Dankbarkeit, weil ich mein Engagement nie von Wertschätzung abhängig machte. Es war eine Vision, ein Ziel. Ich war überzeugt, dass ein Bedürfnis vorhanden ist, weshalb ich meinen Weg gegangen bin.
Doch wenn wir ehrlich sind, freuen wir uns alle darüber, wenn das, was wir tun, gesehen wird. Besonders bei ehrenamtlicher Arbeit – welche nach wie vor grösstenteils von Frauen gemacht wird – entsteht sehr rasch eine Selbstverständlichkeit. Das betrifft neben Ehrenamt auch Vereinsarbeit, Familienbetreuung und Pflege.
Ja, es ist viel, oftmals zu viel, was neben dem beruflichen Engagement geleistet werden soll. Doch es ist wie immer im Leben: etwas beginnt klein und wir wachsen hinein. Die Grösse ist nicht im gleichen Masse spürbar, als wenn ich am Schluss eines Projektes einsteige. Wir bewältigen oftmals Herausforderungen, die wir, wenn wir sie vorher gekannt hätten, nicht eingegangen wären.
Die grösste Dankbarkeit spüre ich jedoch für die Erlebnisse während meines Engagements. Für die Menschen, denen ich begegnete, für das Wissen, das ich mir aneignen konnte und für die Weiterentwicklung, die ich durch mein Engagement persönlich erleben konnte.
Doch wo Dankbarkeit ist, besteht auch immer Undankbarkeit. Es ist die Waage, die in allen Lebensbereichen ständig neben uns steht und unser Leben im Gleichgewicht hält.
Undankbarkeit wird meist den anderen attestiert, denen die nicht sehen, was wir tun oder es als Selbstverständlichkeit annehmen. Doch oftmals ist es keine Undankbarkeit, sondern Unwissenheit. Wenn wir über unsere Leistungen nicht sprechen, nicht darüber was es uns kostet, diese Leistung zu bringen, dann schaffen wir selbst den Rahmen der Selbstverständlichkeit.
Deshalb mein Appell: TUE GUTES UND SPRICH DARÜBER!
Ihre/Eure Petra Rohner