Was in der Vergangenheit so kaum für möglich gehalten wurde, ist heute Realität.
Die Covid-19-Pandemie hat dazu geführt, dass weltweit enorme Hilfsprogramme zur Überwindung der Wirtschaftskrise in Angriff genommen wurden.
Während viele Programme der Nationalstaaten zwar beschlossen, aber in ihrem vollen Umfang noch nicht umgesetzt sind, haben die Notenbanken schnell und
pragmatisch gehandelt und die Wirtschaft mit Geld geflutet.
Dieses rasche Handeln birgt natürlich auch die Gefahr von unerwünschten Risiken und Nebenwirkungen. Und es ist heute noch viel zu früh, um die ergriffenen Massnahmen abschliessend zu würdigen.
Ein Risiko, welches in der Vergangenheit oftmals mit einer äusserst expansiven Geld- und Fiskalpolitik – also der Versorgung der Volkswirtschaften mit billigem Geld bei gleichzeitig hohen Ausgabenprogrammen der Staaten – einherging, ist die Gefahr deutlich steigender Preise, also erhöhter Inflationsgefahren, und eine damit einhergehende schrittweise Entwertung nominaler Geldvermögen. Vor diesem Hintergrund stellen auch wir uns die Frage, inwieweit in der aktuellen Geld- und Fiskalpolitik die Gefahr steigender Inflationsraten angelegt ist, wir also in den kommenden Monaten und Jahren mit wieder deutlich höheren Preissteigerungen leben müssen. Dabei geht es nicht um den bereits seit längerem beobachtbaren Anstieg von Preisen für reale Vermögenswerte (wie bspw. Immobilien und Gold), sondern um die Preise für Güter des täglichen Bedarfs, die mittels eines möglichst repräsentativ zusammengestellten Warenkorbs von den nationalen statistischen Ämtern ermittelt werden.
Wir können dabei die Möglichkeit wieder stärker steigender Inflationsraten nicht verneinen. Über die nächsten ein bis zwei Jahre ist die Gefahr unseres Erachtens aber recht gering. Gegen einen deutlich steigenden Inflationsschub spricht die trotz aller Hilfsprogramme weiterhin schwierige konjunkturelle Lage und die damit verbundene geringere Auslastung von Produktionskapazitäten sowie die anhaltende Unsicherheit auf den Arbeitsmärkten. Letztere bleiben uns trotz ermutigender Signale (die Arbeitslosenquote ist in der Schweiz leicht gesunken und die Zahl der Kurzarbeitenden hat weiter abgenommen) erhalten. Es ist davon auszugehen, dass die Wirtschaftsleistung und die Auslastung der Kapazitäten frühestens Ende des kommenden Jahres wieder das Niveau vor der Corona-Krise erreichen werden.
Es überrascht deshalb nicht, dass vielfach stärker steigende Inflationsraten erst für Mitte der 2020er Jahre vorhergesagt werden. Als Gründe für ein mittelfristig wieder erhöhtes Inflationspotenzials werden eine anhaltend laxe Geldpolitik seitens der Notenbanken, tendenziell steigende Produktionskosten infolge einer möglicherweise rückläufigen internationalen Arbeitsteilung und höhere Kosten aufgrund des Klimawandels angeführt. Ob diese Faktoren tatsächlich stark steigende Preise nach sich ziehen, ist ungewiss.
Dagegen spricht der Ideenreichtum der Menschen, der technische Fortschritt und die anhaltende Digitalisierung, welche steigenden Produktionskosten entgegenwirken.Es kann aktuell nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, wie stark wir die Risiken und Nebenwirkungen der aktuellen Hilfsprogramme in Form steigender Inflationsgefahren in einigen Jahren zu spüren bekommen. Es kann aber gesagt werden, dass eine breite Diversifikation den möglichen Eventualitäten Rechnung trägt. Entsprechend sollten neben Nominalwerten wie Obligationen und Liquidität auch Realwerte wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle in einer sinnvollen Anlagestrategie berücksichtigt werden.