PERLA: INFORMATIONS- UND PRÄVENTIONSARBEIT IM KAMPF GEGEN MENSCHENHANDEL

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IM INTERVIEW MIT MARÍA LETICIA MARINO VON HILDEBRAND VON PERLA ERFAHREN WIR, WIE DIE ORGANISATION DEN KAMPF GEGEN MENSCHENHANDEL IN DER SCHWEIZ FÜHRT. DIE AM 8. MÄRZ VON PERLA, END DEMAND SWITZERLAND UND DER FRAUENZENTRALE ZÜRICH GEGRÜNDETE PORTA ALLIANCE VERFOLGT EINEN GANZHEITLICHEN ANSATZ, UM PROSTITUTION ZU VERSTEHEN, ZU BEKÄMPFEN UND DIE RECHTE DER BETROFFENEN ZU STÄRKEN.

Frauenzentrale Zürich (FZ): Liebe Maria, in welchen Bereichen ist PERLA tätig? 

María Leticia Marino von Hildebrand: PERLA ist eine gemeinnützige NGO im Kanton Waadt, die sich aktiv für die Bekämpfung des Menschenhandels in der Schweiz engagiert. Wir sind in drei Kantonen aktiv: Waadt, Bern und Genf. Insbesondere sind wir im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung aktiv und besuchen jährlich zwischen 500 und 700 Personen in der Schweiz. In Burkina Faso sind wir in der vorgelagerten Prävention tätig. PERLA setzt sich für die Sensibilisierung der Opfer für ihre Rechte ein und unterstützt die Betroffenen bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung. Um dies zu erreichen, konzentrieren wir unsere Arbeit auf drei Bereiche. Vor Ort; dort wo sich die Opfer wahrscheinlich aufhalten, Prävention und Sensibilisierung sowie Interessenvertretung.

FZ: Wie ist die Situation, die ihr in eurer Arbeit im Sexgewerbe antrifft? 

María Leticia Marino von Hildebrand: Da die Prostitution von den Kantonen geregelt wird, gibt es Gesetze, die nicht immer koordiniert und einheitlich sind. Wir können feststellen, dass es in diesem Bereich von Kanton zu Kanton einige Unterschiede gibt. So ist die Prostitution in einigen Kantonen nur in Etablissements erlaubt, während sie in anderen auf der Strasse stattfinden kann, allerdings nur in den von der jeweiligen Gemeinde festgelegten Zonen (z.B. Pâquis in Genf). Für die Menschen in der Prostitution kann es schwierig sein, die Unterschiede zu verstehen, wenn sie von einem Kanton in einen anderen gehen. Diese Situation wird durch ein kriminelles Phänomen verschärft, das sich ständig weiterentwickelt: Nach neuesten Berichten sind die Opfer von Menschenhandel und die Frauen in der Prostitution gezwungen, ständig zwischen verschiedenen Städten und Kantonen zu wechseln. Unsere freiwilligen Mitarbeitenden, die vor Ort tätig sind, sehen jedoch, wie schwierig die Tätigkeit in der Prostitution in allen Kantonen ist und dass die Menschen, die sie ausüben, dies unter teilweise sehr harten Bedingungen tun. Es ist ein berüchtigtes Umfeld für Ausbeutung und Gewalt, unabhängig vom Kanton oder den betreffenden Etablissements.

FZ: Wie funktioniert der Ausstieg aus der Prostitution, wenn man sich an PERLA wendet und Hilfe sucht? 

María Leticia Marino von Hildebrand: Unsere freiwilligen Mitarbeitenden leiten Informationen an Fachleute weiter, wenn sie die Bestätigung dafür haben, dass eine Person aus der Prostitution aussteigen möchte. Entweder meldet sich eine Person direkt bei uns oder die Fachleute des Vereins nehmen Kontakt auf und vereinbaren ein erstes Treffen. Die Arbeit ist interdisziplinär und wird zwischen den Mitarbeitenden vor Ort und den Fachleuten, die sie empfangen und begleiten, je nach spezifischen Bedürfnissen koordiniert. Bei diesen ersten Kontakten mit dem Team wird eine Anamnese erstellt, um Anzeichen von Menschenhandel zu erkennen. Diese Anamnese hilft uns zu verstehen, was die Person durchmacht, ob sie ein Opfer von Ausbeutung ist und welche Bedürfnisse sie hat. Je nach Bedürfnissen kann PERLA mit anderen Partnern zusammenarbeiten, koordinieren und konkret in das Verwaltungsverfahren eingreifen. Einerseits auf rechtlicher und psychosozialer Ebene, andererseits bei der sozio-professionellen Wiedereingliederung.

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