«Viele werden erkennen, dass Digitalisierung nicht gleich Digitale Transformation ist»

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HOCHSCHULE LUZERN

Abheben mittels Digitaler Transformation:

Zuerst sollten die Firmen die richtige Strategie definieren, dann die passende Kultur aufbauen und die geeigneten Menschen an Bord holen.

Welche Neuerungen stehen im Bereich Digitale Transformation an?

Unsere Expertin Sita Mazumder spricht in diesem Interview über die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen, unbequeme Kulturfragen und den Irrtum, die IT sei Selbstzweck.


Frau Mazumder, was ist in diesem Jahr in Ihrem Fachbereich Digitale Transformation zu erwarten?

Viele Firmen werden (hoffentlich) erkennen, dass Digitalisierung nicht gleich Digitale Transformation ist. Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir zwar gezwungenermassen sehr schnell digitalisiert, also unser bekanntes Arbeitsleben virtuell gestaltet. Damit wurde aber noch nichts in Sachen Zukunftsfähigkeit eines Geschäftsmodells an die Hand genommen.

Was wird es in Ihrem Fachgebiet auch im kommenden Jahrzehnt noch nicht geben?

Dass Firmen bei Problemen nicht gleich den Berater oder die Beraterin für die Reorganisation holen, sondern zuerst ihre Strategie und Kultur angehen. Es ist vermeintlich einfacher, zu reorganisieren, aber die beste Organisation bringt nichts, wenn die Strategie nicht marktfähig ist und/oder die Menschen im Unternehmen die Strategie nicht umsetzen können. Der Erfolgsweg ist stets: zuerst die richtige Strategie definieren (kann schmerzhaft sein), dann die passende Kultur aufbauen, sprich die geeigneten Menschen an Bord holen (ist unbequem). Und dann die Organisation darauf anpassen, denn die Erfahrung zeigt es immer wieder: Culture eats Structure for Breakfast.

Worauf werden wir noch sehr lange warten?

Dass eine Künstliche Intelligenz (KI) den Menschen komplett ebenbürtig ersetzen kann. Zugegeben, KI kann schon vieles und auch vieles besser als ein Mensch. Aber sie deckt immer nur Teilgebiete ab, wenngleich diese oft auch kombiniert werden. Es liegt aber noch ein steiniger Weg vor uns, wenn wir uns anschauen, wie KI beispielsweise Emotionalität umsetzen soll. Dasselbe gilt für gewisse Themen der Kommunikation wie etwa Ironie oder unsere Superirrationalität.

Wer die Arbeit nicht macht, das Ziel zu definieren, muss auch nicht die neusten Technologien anschaffen.

Was ist der grösste Irrtum von Laiinnen und Laien in Ihrem Fachgebiet?

Dass Digitale Transformation eine IT-Angelegenheit sei. Die Informationstechnologie (IT) ist ein Werkzeug und kein Selbstzweck. Wer die Arbeit nicht macht, das Ziel zu definieren, muss auch nicht die neusten Technologien anschaffen. Es gibt immer noch zu viele, die sich nur ein Bild besorgen, um es an die Wand zu hängen, weil sie einen schönen neuen Hammer gekauft haben.

Was wird 2021 die grösste Knacknuss?

Wieder einen normalen Umgang mit virtuell und real zu finden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Nur virtuell zu leben und zu arbeiten, ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Die möglichst ideale Balance passiert aber nicht einfach von allein. Dafür müssen wir uns bewusst Gedanken machen und Massnahmen ergreifen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Thema und warum stehen Sie dafür ein?

Digitale Transformation fasziniert mich, weil das Thema interdisziplinär ist, weil es organisationsspezifisch ist und letztendlich, weil nichts daran vorbeiführt.

 

Der ganze Artikel von Gabriela Bonin

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