Innert kürzester Zeit ist nichts mehr wie gewohnt.
Noch vor Kurzem haben wir uns manchmal über Routine und Gewohnheiten geärgert.
Wie langweilig, wie wenig spontan der Alltag doch ist.
Und plötzlich wünschen wir sie uns zurück.
Unsere gewohnte Welt, die uns Sicherheit gibt und in der es sich viel freier lebt.
Wenn auf einmal alles anders ist
So sehr wir uns manchmal Veränderungen wünschen, so sehr können sie verunsichern, Ängste hervorrufen oder zum Widerstand animieren – vor allem wenn wir «verändert werden», wenn die Veränderung keine freiwillige ist.
In der aktuellen Situation erleben das Menschen auf der ganzen Welt. Nebst der medizinischen Herausforderung, vor die uns das Coronavirus stellt, sind die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die es mit sich bringt einschneidend und unausweichlich.
Sorgen und Angst
Das Gefühl, Aspekte unseres Lebens zu kontrollieren oder aufgrund von Erfahrungen zu wissen, dass wir Situationen meistern können, vermittelt uns Sicherheit. Werden Schulen, Restaurants und Geschäfte geschlossen, Reisen und Veranstaltungen abgesagt und laufend Corona-Meldungen publiziert, verschwindet die gewohnte Sicherheit plötzlich – wir fühlen uns verunsichert, vielleicht bedroht und bei manchen meldet sich die Angst.
Angst als Schutz
Angst bedeutet, Gefahren zu erkennen. Richtig. Gehen sie einem knurrenden, zähnefletschenden Hund besser aus dem Weg. Stehen Sie nicht zu nahe an den glitschigen Rand einer Schlucht. Seien sie sicher, dass das schnell heranfahrende Auto sie gesehen hat, bevor sie auf die Strasse laufen. Bleiben Sie zu Hause und beachten Sie Vorschriften und Empfehlungen, um sich nicht mit dem Coronavirus anzustecken. Das ist rational und sinnvoll.
Angst blockiert
Doch wenn Sorgen und Ängste einen immer grösseren Raum einnehmen, häufiger und hartnäckiger auftreten als gewohnt, schwerer kontrollierbar sind, nimmt die Angst zu viel Platz ein. Gerade bei einem so ausserordentlich präsenten Thema wie das Coronavirus, kann das passieren. Und nur wenn man sich seinen Ängsten stellt und lernt, mit ihnen um zu gehen, kann man sich weiterentwickeln.
Stellen Sie sich
Ob eine Pandemie, allgemeine Sorgen um die Gesundheit oder die der Liebsten, Angst vorm Fliegen oder das Unwohlsein in grösseren Menschenmengen: Angstauslöser kann Vieles sein, es gibt verschiedene Formen von Angst und kein Allerweltsheilmittel. Folgendes kann helfen:
1. Realitätscheck: Wie gefährlich ist es tatsächlich?
Viele Angstauslöser gehen auch mit einem Risiko einher, irgendwo schlummert tatsächlich eine Gefahr. Trotzdem haben übermässige Sorgen und Ängste etwas Irrationales, zum Beispiel:
Es kann helfen, seiner Angst die Realität vor Augen zu halten. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Gefahr gerade heute gerade Sie trifft?
Angst vor Ansteckung hinterfragen
Geht es um die Angst vor einer Ansteckung kann dieser Realitätscheck sein:
Wie sieht mein Alltag aus, halte ich mich an die Verhaltensempfehlungen?
Sind die Klopapier-Regale wirklich überall und immer leer?
Dabei ist es ratsam, sich gezielt bei zuverlässigen Quellen zu informieren und sich nicht in eine Negativ-Schlagzeilen-Trance zu stürzen.
2. Das Vermeiden vermeiden
Es ist ein sinnvoller Reflex einer tatsächlichen Gefahr aus dem Weg zu gehen. Beispielsweise, wenn man sich nicht anstecken oder nicht von einem aggressiven Hund gebissen werden möchte.
Doch bei Ängsten, die durch etwas nicht tatsächlich bedrohliches ausgelösst werden, ist das Vermeiden keine sinnvolle Strategie. Auch wenn man dadurch weniger Angst erlebt. Denn nur wenn man auf den Angstauslöser trifft, erlebt man, dass nichts Schlimmes passiert. Irgendwie wissen Sie, dass es nicht vernünftig ist, sich vor einem Tunnel, einer Brücke oder allen Hunden zu fürchten. Doch wie können Sie erleben, dass sie eine Tunneldurchquerung überstehen, wenn Sie einfach nie durch Tunnels fahren? Und genau dieses Erleben ist zentral: es ist nicht gefährlich, mir ist nichts passiert! So kann man übermässige Angst auch wieder verlernen.
3. Entspannung
Angst: So reagiert der Körper
Angst spielt sich auch im Körper ab. Da sie eine Reaktion auf etwas ist, dass unser Hirn als Gefahr interpretiert, bereitet sich der Körper blitzschnell auf Kampf oder Flucht vor:
Unser Herzschlag erhöht sich, wir schwitzen und atmen schneller. Oder man erstarrt, ein Gefühl ohnmächtig zu werden. Man fühlt sich ausgeliefert und schwach, der Atem geht langsamer, einem ist schwindelig.
Genauso körperlich wie sich die Angst zeigt, kann man ihr auch entgegenwirken: Entspannung ist ein wirksames Mittel gegen die Angst. Um der Angst entgegen zu steuern, gibt es verschiedene Methoden zur Entspannung: Progressive Muskelentspannung, Biofeedback oder autogenes Training sind nur einige Techniken, die helfen können.
Übung macht den Meister
Weil es unmöglich scheint, sich zu entspannen, wenn die Angst den Körper bereits im Griff hat, gilt: Übung macht den Meister! Je besser und routinierter Sie Ihre Entspannungstechnik beherrschen, desto selbstverständlicher reagiert Ihr Körper darauf. Da ist in zweierlei Hinsicht relevant.
Angst kennenlernen
Erstens sollte man seine Angst gut kennenlernen. Erkennen wann sie kommt, «es» anfängt und die Angst gar nicht zur vollen Grösse wachsen lassen. Das Geschehen kann gut mit Entspannung unterbrochen werden.
Zweitens ist es dank einer gewissen «Entspannungsroutine» auch möglich, die bereits entstandene Angst zu besänftigen und wieder Herr seiner Gedanken zu werden.
Wegen des Coronavirus: existenzielle Sorgen
Doch unabhängig davon, wie realistisch oder irrational eine Angst oder das Besorgt sein ist – diese Gefühle sollten den Alltag nicht langfristig dominieren oder das Wohlergehen einschränken. Ein Onlinetraining bei Angstgefühlen kann helfen.
Autorin: Sarah Blanchard