5 Fragen zur neuen #MeToo-Plattform für Frauen in der Schweizer Filmbranche

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annabelle – SVAN

Mit einer neuen #MeToo-Plattform will der Verein SWAN (Swiss Women’s Audiovisual Network) Betroffenen von Machtmissbrauch und Übergriffen in der Schweizer Filmbranche eine Stimme geben. Wie das Projekt helfen soll, Missstände aufzudecken, erklärt Stéphane Mitchell, Co-Gründerin von SWAN.

SWAN hat eine schweizweite #MeToo Online-Plattform lanciert, wo Betroffene ihre Erfahrungen anonym teilen können. Was ist das Ziel?

Die Instagram-Seite @ch_metoowall will Frauen eine Stimme geben, die ihre Erfahrungen in der Schweizer audiovisuellen Branche bezüglich sexueller Belästigung oder Missbrauch teilen wollen. «Dieses Projekt soll ein Ort sein, wo Betroffene ihre Geschichte erzählen können – denn wir wissen, dass es davon viele gibt. Sie zu sammeln und zu teilen ist wichtig. Zusammen können wir diese Umstände ändern», sagt Stéphane Mitchell. Oft würden Betroffene aus Angst, sich selbst weiter zu marginalisieren oder sich potenzielle Karrieremöglichkeiten zu verbauen, schweigen. Mitchell: «Sie zu schützen ist uns enorm wichtig, sodass alle frei sprechen können.»

Wie funktioniert das Projekt?

«Wir sammeln die Aussagen Betroffener und posten sie dann anonym auf der Instagram-Seite», sagt Mitchell. Die Statements gehen zuerst an eine unabhängige Moderatorin – Agota Lavoyer, Expertin für sexualisierte Gewalt und Autorin –, und gegebenenfalls auch noch an eine Rechtsberaterin, die sie prüfen und etwaige noch erkennbare Elemente entfernen. Erst dann erhält sie SWAN und kann sie auf Instagram posten. Die Plattform Blocksurvey, auf der die Berichte erfasst werden, garantiert, dass keine der Nachrichten zu den Absender:innen zurückverfolgt werden kann.

Wie ist das Projekt rechtlich umsetzbar?

«Die Instagram-Seite ist dazu gedacht, Erfahrungen weiterzugeben und auf diese Missstände aufmerksam zu machen – aber nicht, um öffentlich irgendjemanden anzuprangern oder zur Rede zur stellen», sagt Mitchell. «Rechtlich lösen wir das, indem der ganze Prozess komplett anonym abläuft. Wir halten die Leute dazu an, ihr Statement abzugeben, ohne Details zu nennen.»

 

Für wen ist das Projekt gedacht?

Die Plattform ist ein anonymer Weg für alle Frauen, die in der Schweizer Filmindustrie arbeiten, um ihre persönlichen Erlebnisse von Sexismus im Arbeitsalltag zu teilen. SWAN ist offen für Geschichten von Frauen aus allen Bereichen und Positionen in der audiovisionellen Branche der Schweiz: Das können Regisseur:innen, Autor:innen, Produzent:innen, Schauspieler:innen, Art Directors, Animator:innen, Filmkritiker:innen oder Gamedesigner:innen sein.

Warum braucht es die Plattform überhaupt?

«Weil wir über schwerwiegende Probleme reden, die die Karriere und die psychische Gesundheit von Frauen beeinträchtigen. Und es passiert auch in der Schweiz», erklärt Stéphane Mitchell. Der audiovisuelle Sektor sei immer noch überwiegend männlich geprägt. Die Hierarchie sei vertikal, wettbewerbsorientiert und einige Positionen – etwa die von Regisseuren, Produzenten, Hauptdarstellern oder Festivalleitern – «unantastbar». «Dieses Umfeld, in dem die Grenzen oft unklar sind, bringt Frauen in eine verletzliche Lage», so Mitchell weiter. «Denn wenn sie sich über Sexismus oder Belästigung beschweren, werden sie oft als engstirnig und übertrieben angesehen. Aus diesem Grund ist es notwendig, einen Ort anzubieten, an dem Frauen anonym ihre Aussagen machen können: Einerseits, um Frauen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Geschichten zu teilen. Und andererseits, um das Problem sichtbar zu machen und so zu einem Gespräch beizutragen, das hoffentlich dabei helfen wird, die Dinge in Zukunft zu ändern.»

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