Sie ist schlauer als ihre Lehrer im Gymi

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20 Minuten – Jasmin Studer (18) hat an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen als erste Schweizerin Gold geholt.

Doch wie kam die 18-Jährige überhaupt auf die Informatik? Und ist sie in der Mathe besser als ihre Lehrpersonen am Gymnasium? Jasmin Studer beantwortet Fragen der 20-Minuten-Redaktion.

Jasmin, an der letzten Informatik-Olympiade für junge Frauen hast du Gold knapp verpasst, nun hat es geklappt. Hast du damit gerechnet?
Ich habe darauf gehofft, aber natürlich ist es immer auch eine Glückssache, wie gut es einem am Wettbewerb gelingt. Deshalb freue ich mich nun sehr, dass es dieses Jahr wirklich geklappt hat.

Hast du für den Wettbewerb extra trainiert?
Natürlich musste ich viel trainieren. Die beste Art zu trainieren ist, viele Aufgaben aus vergangenen Wettbewerben zu lösen. Dazu organisieren wir auch nationale und internationale Trainingslager.

Kannst du ein Beispiel für eine der Aufgaben nennen, die du lösen musstest?
Ein einfaches Beispiel für eine Aufgabe ist, den kürzesten Weg zwischen zwei Orten zu finden. An Wettbewerben sind solche Aufgaben immer in witzige Geschichten verpackt. An der EGOI musste man zum Beispiel in der einfachsten Aufgabe eine Sitzordnung finden, sodass nur Freunde nebeneinander sitzen.

Wie bist du überhaupt zur Informatik gekommen?
Ich habe erst durch die Schule das Programmieren entdeckt. Danach haben mir meine Eltern von der Informatik-Olympiade erzählt. Dort hat es mir den Ärmel reingezogen.

Wie hast du Programmieren gelernt?
Das meiste habe ich bei Trainingsevents der Informatik-Olympiade gelernt. Im kompetitiven Programmieren benutzt man meistens die Programmiersprache C++.

Für die Programmierung braucht es mathematisches Vorwissen. Bist du in Mathe besser als dein Lehrer oder deine Lehrerin am Gymi?
In einem Informatikwettbewerb würde ich gegen meine Lehrpersonen gewinnen. Sie haben aber ein viel breiteres Wissen in der Mathematik als ich.

Findest du im Gymi Gleichgesinnte?
Meine Freunde vom Gymi verstehen meine Freude an der Informatik zwar nicht so, aber wir teilen andere Interessen. Über Informatik kann ich mich an Events der Olympiade mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern austauschen.

Hast du ein ganz normales Teenager-Leben?
Ich verbringe viel Zeit mit Training, so wie eine Sportlerin auch. Das heisst aber nicht, dass ich kein normales Leben nebendran habe.

Die Informatik ist immer noch eine Männerdomäne. Warum?
Wegen des Klischees, dass Informatik nur etwas für Männer ist, ziehen viele Mädchen diese Richtung gar nicht in Betracht, obwohl sie Talent und Freude daran hätten. Ausserdem fehlen weibliche Vorbilder und Kolleginnen in der Informatik. So kann man leicht entmutigt werden und sich selbst anzweifeln.

Was rätst du jungen Frauen, die Programmieren lernen wollen?
Just do it!

Wie geht es nun weiter in deinem Leben?
Im September fange ich ein Informatikstudium an der ETH an, darauf freue ich mich sehr. Danach schaue ich, wie sich die Dinge entwickeln. Ich könnte mir gut vorstellen, Software zu entwickeln, und ich möchte irgendetwas Sinnvolles tun. Bei der Informatik-Olympiade werde ich mich auch als Leiterin freiwillig engagieren und neue Teilnehmende trainieren.

Das Interview von Marcel Urech

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